Landteile für Wasserschildkröten
Man denkt es kaum, aber gerade ein Landteil ist eines der wichtigsten Dinge für eine artgerechte Haltung von Wasserschildkröten!
Für einen richtig ausgelegten Landteil gelten eigentlich nur drei Dinge:
1.
Der Landteil muss trocken sein, sodass die Wasserschildkröte komplett abtrocknen kann, auch am Bauchpanzer. Damit können Panzererkrankungen wie z.B. Nekrosen oder Pilzen in den überwiegenden Fällen vorgebeugt werden.
2.
Auf dem Landteil muss eine Temperatur von ca. 40° C herrschen. Schildkröten sind wechselwarme Tiere, d.h. sie besitzen keine eigene Körperwärme wie wir Menschen. Sie sind somit so kalt bzw. so warm wie ihre Umgebung. Nur durch eine ausreichende Temperatur auf dem Landteil können sie so die erforderliche Körpertemperatur erreichen um den Kreislauf anzuregen und richtig verdauen zu können.
Am besten eignet sich hierzu eine HQI-Lampe, da sie das Sonnenlichtspektrum am besten nachbildet. Bei den meisten Schildkrötenarten braucht man zusätzlich noch eine ausreichende UV-B Beleuchtung. Ausführliche Informationen dazu gibt es hier: >klick<
3.
Ein Weibchen benötigt einen ausreichend dimensionierten Eiablageplatz indem es ihre Eier vergraben kann. Ist dies nicht möglich, kann es zu einer Legenot kommen.
Landteil für Männchen:
Für ein Männchen kann mit einfachen Mittel ein Sonnenplatz eingerichtet werden. Dazu klemmt man einfach eine Korkröhre zwischen Vorder- und Rückscheibe des Aquariums. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Höhe zwischen Landteil und Aquariumsoberkante so hoch ist, dass ein Rausklettern nicht möglich ist. Häufig haben die Aquarien oben noch schmale Glasstege, auf die z.B. eine Abdeckung aufgelegt werden kann. Klemmt man nun die Korkröhre an einer solchen Stelle ein, fungiert dieser Glassteg gleichzeitig als „Überhang“ und dient somit der Absicherung gegen ein Ausbrechen.
Man kann auch - sofern am Aquarium vorhanden - die Querstreben als Sonnenplatz nutzen. Diese können mit einer dünnen Korkplatte oder Kunstrasen (ohne Schlaufen!) beklebt werden und müssen mit einer Aufstiegsmöglichkeit versehen werden. In diesem Fall ist es eine Weidenholzbrücke für Nager (erhältlich im Zoofachhandel). Nutzt man die Querstreben muss ein Rahmen auf das Becken gesetzt werden, damit die Schildkröte nicht ausbrechen kann.
Landteil für Weibchen:
Für ein Weibchen ist der Landteil etwas aufwändiger. Der Landteil muss mindestens so tief wie die Panzerlänge des Tieres sein, besser tiefer. Häufig graben sich die Weibchen komplett senkrecht ein, treffen sie beim Graben dann mit den Hinterbeinen auf einen Widerstand (den Boden des Gefäßes), brechen sie manchmal die Eiablage ab. Das Gefäß muss so beschaffen sein, dass man das Substrat leicht feucht halten kann, es sollte also dicht sein.
Um nicht so viel Schwimmraum im Aquarium durch einen Landteil zu verschenken (sowohl in der Höhe als auch vom Volumen), fertigen wir Aufsetz-Rahmen in verschiedenen Varianten an und bringen den Landteil extern an.
Birgit´s Aufsätze:
Wir arbeiten in unserer Wasserschildkrötenhilfe schon seit Jahren mit Holzaufsätzen für unsere Schildkrötenaquarien. Im Laufe der Zeit wurden diese immer ausgefeilter bzw. wurden wir auch aus Schaden klug und haben die Bauten mittlerweile so verbessert, dass es normalerweise zu keinen Problemen mehr kommt.
Die Aufsätze bestehen aus unbehandeltem Fichtenholzbrettern, meist 2.Wahl, gehobelten Latten, Plexiglas, U-förmigen Schienen. Die Sonneninseln sind entweder aus Korkstücken oder Doppelstegplatten, die mit Kunstrasen beklebt werden.
Auf größere Becken haben wir nur Teilaufsätze gebaut, der Rest des Beckens wird mit einer Plexiglasplatte oder Doppelstegplatte abgedeckt. So verdunstet nicht zuviel Wasser und man hat zusätzlichen Stellraum.
Unbedingt auf ausreichende Luftzirkulation achten !!
Die Aufsätze an sich liegen oben auf den Längsstreben der Vorder- und Rückwand des Aquariums auf.
Eiablageplätze werden prinzipiell extern angebracht, da das Gewicht sonst die Statik des Beckens gefährden kann!
Die Sonneninseln für Männchen stellen wir mittlerweile aus Doppelstegplatten her, da sonst sehr dickes Plexiglas benötigt wird, das dementsprechend teuer ist. Die Doppelstegplatte kann mittels Winkeln an dem Aufsatz festgeschraubt werden, die Rampe wird durch einen etwas weiter aufgebogenen Winkel an der Sonneninsel befestigt.
Danach klebt man darauf mit Silikon passende Stücke Kunstrasen. Wichtig ist, der Kunstrasen der Rampe darf nicht mit dem auf der Sonneninsel verbunden sein! Es entsteht sonst ein "Dochteffekt" das Wasser wird nach oben gezogen, wodurch die Tiere dauerhaft im Nassen sitzen. Es kann auch auf der Rampe oberhalb der Wasseroberfläche eine Kunststofffußbodenleiste angebracht werden, in die von beiden Seiten Teppich hinein geschoben wird. Wir nehmen auch nicht unbedingt den billigsten Kunstrasen, bewährt hat sich die Sorte mit den Gumminoppen auf der Unterseite.
Bei männlichen Tieren kann man auch anstatt dieser Konstruktion den Aufbau mit einer Korkröhrensonneninsel kombinieren, bei weiblichen Tieren hat sich die oben erwähnte Konstruktion bewährt, da sie einfacher den Eiablageplatz erreichen.
Die Eiablageplätze bestehen aus "Schränken" in die eine Plastikwanne eingelassen wird, die man mittels Tür oder Klappe erreichen kann, um das Substrat anzufeuchten bzw. die Eier bergen zu können.
Die U-Schienen dienen dazu, die Plexiglasplatten an der Vorderseite des Aufsatzes, z.B. bei Reinigungsarbeiten im Becken, entnehmen zu können. Sie werden rechts und links senkrecht am Holz angebracht und dienen als Führungsschienen. Sollte das Aquarium oben über keinerlei Streben verfügen, kann man die U-Schienen auch unter dem Aufsatz anbringen, um ihn auf die Ränder der Glasscheiben auf zu setzen, damit er nicht verrutschen kann.
Simone´s Rahmen:
Metallregal:
In meiner ersten Variante baute ich ein komplettes Regal aus Aluminium-Profilen, bei dem in in der Mitte zwischen zwei Becken (100 x 40 x 50cm) einen Landteil (40 x 25 x 25cm) integrierte. Der Landteil war zunächst von beiden Becken mit Hilfe zweier Nagerbrücken zu erreichen. Nach vorne und hinten war er mit Scheiben aus Plexiglas gesichert:
Ziel war es eigentlich, dass meine beiden Moschusschildkröten-Weibchen je ein eigenes Becken zum Ausweichen haben.
Um eine Notfallschildkröte aufnehmen zu können, baute ich das Ganze dann um und änderte auch die Beleuchtung. Das linke Becken behielt den Landteil, bekam aber zusätzlich eine Osram Ultra Vitalux.
Für das rechte Becken und den darin beheimateten Moschusschildkröten baute ich einen Kasten, den ich oben ins Regal hängte. Als Aufgang diente wieder eine Weidenholzbrücke.
In den Boden des Holzkastens sägte ich ein Loch, in den ich eine 26x16 und 15 cm tiefe Tupperbox hängte.
Die Box trennt gleichzeitig beide Landteile voneinander. Die Moschusschildkröten bekamen eine UV-B Beleuchtung in Form einer Lucky Reptile Bright Sun UV Desert 70W, auf den Flachwasserbereich gerichtet.
Für die Beckenausleuchtung brachte ich statt der Hängeleuchte eine 35W HQI an, was gleich mit kräftigen Pflanzenwuchs belohnt wurde.
Links beließ ich die Hängeleuchte als Grundausleuchtung, da die dort untergebrachte Pseudemys concinna (Hieroglyphen-Schmuckschildkröte) sowieso alle Pflanzen frisst.
Holzrahmen:
Für eine aufgenommene Graptemys ouachitensis (Höckerschildkröte) stellte ich ein 150 x 50 x 60 cm Becken auf. Links neben dem Becken brachte ich den externen Eiablageplatz an, den ich auf ein selbstgebautes Regal stellte.
Bei dem Landteil handelt es sich um einen 35 x 35 x 30 cm Pflanzenkübel. Da Graptemys Flussbewohner sind, bevorzugen sie Eiablageplätze, die deutlich über der Wasseroberfläche liegen. Bei eventuellem Hochwasser des Flusses wären die Eier dann trotzdem in Sicherheit. Daher baute ich das Regal auch höher, um einen größeren Niveau-Unterschied zwischen Wasseroberfläche und Eiablageplatz realisieren zu können. Als Aufgang dient wieder eine Weidenholzbrücke, wie später noch ersichtlich wird.
Als Beckenaufsatz baute ich einen Rahmen um das Aquarium bis oben mit Wasser füllen zu können. An den Rahmen schraubte ich unten Leisten an, damit er fest auf den Glaskanten steht und nicht seitlich oder nach vorne/hinten vom Becken rutschen kann.
Damit die Wasserqualität den etwas höheren Anforderungen von Graptemys gerecht wird, installierte ich außerdem einen Pflanzenfilter. Ich sägte dazu ein Brett auf die erforderliche Länge, sägte dort einen Ausschnitt hinein, in den ich einen Blumenkasten hängen konnte. Das Brett legte ich dann auf eine Beckenkante und eine der Querleisten auf. An den Stirnseiten schraubte ich noch Leisten an, die nach unten überstehen, damit das Brett nicht von den Auflageflächen rutschen kann.
Graptemys sind recht scheue Schildkröten und bevorzugen daher als Sonnenplatz am liebsten treibende Baumstämme, von denen aus sie sich bei Gefahr in jede Richtung ins tiefe Wasser stürzen können. Daher entschied ich mich dazu, nicht den Eiablageplatz gleichzeitig als Sonnenplatz zu gestalten. Die Fluchtdistanz wäre sonst eventuell zu weit.
Ich beklebte daher eine der Querstreben des Aquariums mit einer Korkmatte und hängte darüber eine Lucky Reptile Bright Sun UV Desert 70W. In den Blumenkastenfilter kam Hydrokultur und Ableger einer Efeutute.
Damit die Schildkröte nicht vom Blumenkastenfilter aus über den Rahmen klettern kann, brachte ich noch Gitter mit Führungsschienen an, die seitlich aus den Schienen herausgeschoben werden können.
Leider ist das Becken insgesamt recht hoch, zusätzlich noch höher durch den Rahmen, sodass Arbeiten im Becken nur mit einer Trittleiter durchgeführt werden können.
Ein weiterer Nachteil ist, dass man die Wasserschildkröte nicht beim Sonnenbad beobachten kann. Würde ich die Variante nochmals bauen, würde ich Plexiglas für die Front benutzen.
Simone Jahns
Wasserschildkroeten.eu